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Englische Orgel

St. Hedwig Paderborn

Die Keates/Krawinkel-Orgel in St. Hedwig zu Paderborn

Orgelwerke sind Ausdruck der musikhistorischen, kunstgeschichtlichen wie auch der (musik-) ästhetischen Anschauung einer bestimmten Zeit und regionalen Tradition. Auch aus diesem Grund sind Orgeln einander trotz gleicher oder zumindest ähnlicher Bauprinzipien so verschieden. Dies ist jedoch kein Nachteil - ganz im Gegenteil: Verschiedenheit der Instrumente fördert den ästhetischen Reichtum.

So bereichert die historische englische Orgel aus der renommierten Werkstatt Keates aus Sheffield einerseits die katholische Kirche St. Hedwig zu Paderborn ebenso wie die nahe und fernere Region um Klangfarben, wie sie nur ein historisches Instrument bieten kann. Hinzu kommt, dass die Orgel mit dem Entstehungsjahr um 1897 einen englischen wie auch einen (musikalisch-) romantischen Akzent mit in die Region bringt. Auch dies sollte kein Problem darstellen. Eine gute Orgel reizt zum künstlerischen Entdecken und ist für eine überzeugende Darstellung verschiedenster Orgelmusik geeignet!

Die Keates-Orgel verfügte ursprünglich über 16 klingende Register, die sich auf zwei Manuale und Pedal verteilten. Die Orgel basiert auf klassische Bauprinzipien des traditionellen Orgelbaus und ist in den Manualen mit rein mechanischen Schleifladen und im Pedal mit pneumatisch gesteuerten Kegelladen ausgestattet. Das Gehäuse wurde in kunsthandwerklicher Fertigung aus massiver Lärche gefertigt. Die Trakturen sind in solider Holzbauweise ausgeführt und gradlinig angeordnet. Die Windversorgung verfügt über einen großen Doppelfaltenbalg der die Grundfläche des Orgelwerkes einnimmt.

Das Pfeifenwerk ist in solider Bauweise gefertigt. Die Metallpfeifen aus dickwandiger Zinn-Blei Legierung und die Holzpfeifen aus gutem Fichtenholz.

Die Restaurierung der Keates-Orgel wurde nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten durchgeführt. Die zum Teil gerissenen Windladen wurden grundlegend restauriert und nach alter Orgelbautradition mit einer Bolusleimfarbe ausgegossen. Ferner wurden alle modernen Fremdmaterialen wieder aus den Windladen verbannt und durch traditionelle Materialien ersetzt.

In Folge der Restaurierungsarbeiten wurde eine Revision der gesamten Spielanlage vorgenommen. Die Spiel- und Registertraktur wurde sorgfältig saniert wobei sämtliche Achslager neu eingerichtet wurden. Die pneumatische Ansteuerung der Pedalladen wurde durch eine elektropneumatische Steuerung ersetzt.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Restaurierungsarbeiten bestand in der Wiederherstellung des klanglichen Bereichs. Hierzu musste das gesamte Pfeifenwerk behutsam restauriert werden.

Mit den umfangreichen Intonationsarbeiten, die nach historischem Vorbild ausgeführt worden sind, konnte dem Instrument letztendlich wieder sein vielfältiges und charaktervolles Klangbild zurückgegeben werden.

Aus kirchenmusikalischen Gründen entschieden sich die verantwortlichen Gremien dafür, die Orgel um eine Double Trumpet 16' einer Trumpet 8' sowie einer Mixtur 2 Ranks und einer Setzeranlage zu erweitern. Hierbei stellte sich die Frage, ob die Erweiterung des Instrumentes im Bezug auf die Unversehrtheit der Originalität dieses Orgelwerkes sowie unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte überhaupt realisierbar sei.

Auf der Basis unserer gesammelten Erfahrungen und Beschäftigungen mit den Orgelwerken aus der Werkstatt Keates sowie zusätzliche Recherchen konnten wir die Fragen zum Thema Dispositionserweiterung insbesondere der Aliquoten wie folgt beantworten:

Albert Keates verwendete in anderen Orgelwerken, die bauzeitlich sowie in ihrer Disposition in einem Kontext zur Keates-Orgel für St. Hedwig zu sehen sind durchaus Mixturen und Einzelregister, die in Kombination als Mixturersatz dienen können. Somit sind im Werksverzeichnis der Werkstatt Keates/Sheffield eindeutig Vergleichsinstrumente belegbar, die zweifache Mixturen (2 2/3' + 2') sowie auch Double Trompete 16' und Trumpet 8' aufweisen.

Um hier eine harmonische Einheit mit dem historischen Orgelwerk zu erzielen, wurden ebenfalls alle neuen Bestandteile nach den Prinzipien des englischen Orgelbaus erstellt. Im Bereich des Pfeifenwerkes konnten wir die Register aus englischen Orgelwerken bereitstellen. Besonders im Intonationsbereich wurde durch die Übernahme der historischen Intonationsparameter versucht, hier eine klangliche Einheit zu schaffen.

Im Bereich der Spiel- und Registertraktur sind bei größeren Keates-Orgeln auch elektromechanische Anlagen belegbar, sodass eine Verfälschung der Originalität durch eine Erweiterung auszuschließen ist. Im Bezug auf die Setzeranlage ist diese reversibel eingerichtet, so dass sie keine historische Substanz vernichtet und zu jeder Zeit wieder rückgängig gemacht werden kann.

Es war eine große Herausforderung, dieses sicherlich wertvolle Orgelwerk in unseren Werkstätten für Orgelbau restaurieren zu dürfen! Die Keates-Orgel darf nun an ihrem neuen Aufstellungsort wieder ihrer eigentlichen Bestimmung nachgehen - akustisch mit ihren vielfältigen und charaktervollen Klängen beeindrucken sowie optisch mit dem schlichten Prospektaufbau und den edlen Hölzern den Kirchenraum bereichern.

Disposition der Orgel

Great II, C-a'''

Great II, C-a'''

Open Diapason 8`
Stopped Diapason 8`
Dulciana 8`
Gamba 8`
Principal 4`
Harmonic Flute 4`
Twelfth 2 2/3`
Fifteenth 2`
Mixture 2 ranks
Double Trumpet 16`
Trumpet 8`
Swell III, C-a'''

Swell III, C-a'''

Open Diapason 8`
Lieblich Gedact 8`
Viol d'Gamba 8`
Voix Celeste 8`
Principal 4`
Cornopeant 8`
Oboe 8`
Tremulant  
Pedal, C - f'

Pedal, C - f'

Contra Bourdon 32`
Bourdon 16`
Bass Flute 8`
Double Trumpet 16`
Trumpet 8`
Couplers

Couplers

Swell/Great
Swell super octave
Swell/Pedal
Great/Pedal
Kombinationstritte

Kombinationstritte

Swell und Great