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Orgel-Restaurierung / Rekonstruktion

Orgel-Restaurierung Pfarrkirche Hl. Geist Iserlohn - 2011

Orgel aus den 1950er Jahren

In der Heilig-Geist Kirche in Iserlohn musste man sich wegen der Umgestaltung des Kirchenraumes mit dem bestehenden Orgelwerk näher beschäftigen. Hier zeigte sich ein problematisches Instrument der 1950er Jahre, das auf der rückwärtigen Empore mit einem Freipfeifenprospekt vor einer großen Fensterfront platziert war.

Die vorhandene Substanz wies erhebliche Mängel auf. Das Instrument war 1953 mit elektropneumatischen Kegelladen gebaut worden, später kam mit dem ergänzten Rückpositiv eine elektrisch angesteuerte Schleiflade hinzu. Nicht nur die verschiedenen Ladensysteme, auch die unterschiedlichen Intonationsparameter resultierten ein inhomogenes Klangbild. Das Pfeifenwerk war stark verschmutzt, der Windmotor defekt, aber noch funktionstüchtig, Probleme bei der Windversorgung waren unüberhörbar, das Klangergebnis somit entstellt, erheblich verstimmt und insgesamt desolat. Außerdem zeigten sich viele Beschädigungen und Verschleißerscheinungen im Bereich elektrischer Installationen und im Spieltisch. Das Pfeifenmaterial wies Beeinträchtigungen durch Stimmschäden auf, die Tonansprache war aufgrund der Verschmutzung und in Folge schlecht regulierten Kegelhubes völlig ungleichmäßig. Die Windladen machten einen soliden Eindruck.

Maßnahmen:

Zunächst wurde eine regelrechte Umorganisation der Orgel entworfen, welche die einzelnen Teilwerke neu positioniert. Das Pedalwerk konnte tiefer gestellt und damit in voller 16'-Länge übernommen werden. Im Gegensatz dazu wurde das Schwellwerk, vormals in Bodennähe positioniert, auf das Niveau des Hauptwerkes angehoben. Dadurch ergibt sich eine weitaus bessere Klangabstrahlung sowie äußerlich die Verdeckung des Jalousiengehäuses durch die Oktave 4' des Hauptwerks. Fehlende Gehäuseflächen wurden ergänzt, der innere Aufbau wurde durch zusätzliche Gerüste, Laufböden und Flächen zuverlässiger stabilisiert und ist zu Wartungszwecken leichter erreichbar. Die schlicht gestaltete neue Orgelfront integriert das ehemalige Brüstungspositiv und platziert den ehemals seitlich stehenden Spieltisch neu als mittig eingebauten Spielbereich. Durch die Neuorganisation der Orgelanlage konnte trotz reduzierter Aufstellungsfläche und veränderter Deckenhöhe das gesamte Orgelwerk komplett übernommen werden.

Abschließend wurde eine umfangreiche Neuintonation durchgeführt, bei der in der veränderten akustischen Situation des neuen Kirchenraumes mehrere Probetöne erarbeitet wurden. So konnte eine erhebliche klangliche Veränderung erreicht werden, die der Orgel größere Präsenz und stärkere Charakterisierung von Klangfarben und -flächen verleiht. Während die Register der 1950er Jahre besser fokusssiert werden mussten, war es notwendig, die Kernspaltenintonation der 1970er Jahre mit Nachsicht zu mildern. Erhebliche Entwicklung fand außerdem im Bereich der Zungenstimmen statt. Letztendlich konnte so ein klanglicher Gewinn erreicht werden, der trotz des kleineren Raumvolumens nicht als überdimensioniert bezeichnet werden muss.

Nach Abschluss der Arbeiten konnte festgestellt werden, dass durch umsichtige Maßnahmen (Translozierung und Umbau) die komplett übernommene Substanz handwerklich profiliert und die Klanglichkeit der Orgel besser entwickelt werden konnte und sich unter den gegebenen Voraussetzungen die Beschäftigung mit diesem Instrument gelohnt hatte.

Zusätzlich besteht für die nächsten Jahrzehnte eine Funktionssicherheit, so dass die Orgelproblematik hier in einem günstigen Kosten- und Nutzenverhältnis sinnvoll gelöst werden konnte.

 

Disposition der Orgel:

Hauptwerk I. Manual, C-g'''

Hauptwerk I. Manual, C-g'''

Rohrquintade 16`
Prinzipal 8`
Spillpfeife 8`
Flötgedackt 8`
Oktav 4`
Offenflöte 4`
Sesquialter 3f 2 2/3`
Mixtur 2f 2`
Trompete 8`
Nebenwerk II Manual, C - g'''

Nebenwerk II Manual, C - g'''

Singend Gedackt 8`
Kupferpraestant 4`
Nachthorn 2`
Quinte 1 1/3`
Rauschpfeife 2f  
Hellzimbel 3f 2/3`
Krummhorn 8`
Schwellwerk, III. Man., C-g'''

Schwellwerk, III. Man., C-g'''

Rohrbordun 16`
Hornprinzipal 8`
Harfpfeife 8`
Rohrgedackt 8`
Geigend Oktav 4`
Blockflöte 4`
Liebl. Prinzipal 2`
Sifflöte 1`
Scharff 4fach 1`
Helle Trompete 8`
Groß-Pedal, C-f'

Groß-Pedal, C-f'

Prinzipalbass 16`
Subbass 16`
Echobass 16`
Octavbass 8`
Posaune 16`
Spitzgedackt 8`
Choralbass 4`
Koppelflöte 4`
Schwiegel 2`
Piffaro 5f