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Orgel-Restaurierung / Rekonstruktion

Orgel-Restaurierung Kirche Motzlar - 2004

Historische Oestreich-Orgel von 1780 mit rekonstruiertem Gehäuse

Das Orgelwerk wurde auf den gewachsenen Bestand von 1911 restauriert.

Geschichte der Orgel

Bei dem vorhandenen Orgelwerk handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein historisches Werk aus der Werkstatt der Orgelbausippe Oestreich aus Oberbimbach bei Fulda. In seinem jetzigen Zustand ist das Werk in mehreren Schritten abhängig von den jeweiligen Orgelbauern gewachsen.

Nach dem Urteil des Orgelbauers Markert aus Ostheim wurde die Orgel in der alten Kirche in Motzlar in den Jahren 1780 bis 1810 erbaut. Sie war größtenteils aus Eichenholz gefertigt. Urkundlich wird eine Orgel in Motzlar zum ersten Mal im Jahre 1841 erwähnt.

Durch Julius Fuchs, Orgelbauer in Meiningen, wurde für 7 Thaler eine Reparatur vorgenommen. Ebenso wurde eine Ausbesserung am Orgelwerk 1844 durch Fuchs durchgeführt.

In dem Bericht des Pfarramtes zu Schleid vom 30.05.1860 ordnete die J. K. an, dass die Orgel durch den als tüchtigen und reellen Fachmann empfohlenen Orgelbauer G. F. Wagner aus Hersfeld repariert werden sollte. In dem Vertrag mit dem Orgelbauer wurden 70 Thaler für die Reparatur festgesetzt. Am 10.09.1860 waren die Reparaturen abgeschlossen.

Durch das neue Leimfachwerk über dem Orgelwerk konnte das Instrument aufgrund der feuchten Witterung jedoch noch nicht sogleich wieder eingebaut werden. Am 23.07.1861 war das Orgelwerk dann schließlich eingebaut und wurde durch die übliche Orgelprobe durch den Kantor Möller aus Geisa abgenommen.

Durch einen Blitzschlag wurde 1876 auch die Orgel beschädigt. Als dann auch 1878 die Bälge schadhaft wurden, beantragte der damalige Pastor Vogt am 14.06.1878 bei der J. K. die Reparatur der Orgel durch den Orgelbauer Hahner aus Fulda, die auch genehmigt wurde.

Als die neue Kirche gebaut wurde, lagerten Tischler der Gemeinde Motzlar die Orgel in geeignete Räume um, um sie später wieder in der neuen Kirche aufzustellen. Der Orgelbauer Markert aus Ostheim reparierte die Orgel gründlich und baute sie gemäß den neuen Räumlichkeiten um. Die Kosten beliefen sich auf 1.011,00 Mark. Im Jahre 1911 wurde die Orgel in der neuen Kirche auf der obersten Empore aufgestellt.

Marker gibt in einem Gutachten an, welche Veränderungen er am Instrument durchgeführt hat.

  • Da die Disposition nicht mehr der Neuzeit entsprach, wurde eine sanfte Begleitstimme Salicional 8'- anstelle der Quinte 2 2/3' eingebaut.
  • Die Windversorgung, die aus drei alten Spanbälgen bestand, war kaputt. Da zum Aufstellen dieser Bälge auf der neuen Orgelempore auch kein Platz mehr vorhanden war, wurde ein neuer Magazinbalg gebaut der auf dem Dachboden aufgestellt wurde.
  • Da sich hinter dem Orgelwerk der Läutebogen befand, wurde zum Schutz der Orgel ein Klaviaturverschlag angebracht.
  • Die Pedalkoppel war nicht zum An- und Abschalten eingerichtet und wurde daher umgebaut.
  • Aufgrund der fehlenden Orgelbank wurde ein neue geliefert.
  • Gegenüber dem Standort in der alten Kirche stand die Orgel in der neuen Kirche nun frei auf der Empore. Zum Schutz des Werkes wurde daher eine Rückwand eingebaut. Da jetzt ein Gang für den Orgelstimmer geschaffen werden musste, wurden die Seitenwände verbreitert.
  • Um dem Orgelgehäuse durch die Erweiterung wieder einen festen Halt zu geben, wurde unter dem Werk ein neuer Sockel eingebaut.

1917 mussten die Prospektpfeifen für Kriegszwecke abgegeben werden und es kamen die jetzigen Zinkpfeifen zum Einbau. Zu diesem Zeitpunkt wurde vermutlich auch die Traversflöte 8' durch eine Quinte 2 2/3' ersetzt und das Obergehäuse entfernt, damit ein Freipfeifenprospekt entstehen konnte.

Disposition der Orgel:

Pfeifenwerk

Pfeifenwerk

Gedact 8` Eiche, original, restauriert
Flaut traver 8` C-H Transmission mit Gedact 8', ab c° Obstholz, nach Oestreich rekonstruiert
Quintatön 8` C-H Fichte/Eiche, ab c° Metall, restauriert
Salicional 8` C-H Transmission mit Quintatön 8', ab c° Metall, restauriert
Principal 4` C-h' Prospekt in 12lötig. Zinn nach Oestreich rekonstruiert, ab c'' Metall restauriert
Gedact 4` C-h' gedeckt, ab c'' Metall offen, restauriert
Octave 3fach 2` Metall, restauriert
Mixtur 1` Metall, restauriert, Rep. c°, c''
Subbass 16` Fichte, restauriert